Standing Ovations, glückliche Schauspieler, eine überwältigte Regisseurin und ein begeistertes Publikum. Die Aufführung von „Romeo und Julia“ der Theatergruppe der Realschule Peißenberg hinterließ nur zufriedene und glückliche Gesichter. Die moderne Inszenierung des Klassikers von William Shakespeare berührte die Zuschauer gleich auf mehrfache Weise.
Am Ende mussten sich die 10 Schauspielerinnen und ein männlicher Schauspieler mehrfach vor den klatschenden Zuschauern verbeugen. Die Schülerinnen konnten ihr Glück kaum fassen, wie begeistert Eltern, Mitschüler, Freunde und Lehrer über die Vorstellung waren. Gleich dreimal mussten sie wieder auf die Bühne, um den minutenlangen Applaus entgegenzunehmen. Als der Applaus dann verstummt war, bedanke sich Realschulrektorin Ursula Meisinger-Schmidt bei den Schauspielerinnen und natürlich vor allem bei Stefanie Meier. Die Sport- und Englischlehrerin hatte seit Beginn des Schuljahres mit ihrem Nachwuchs-Ensemble hunderte Stunden in die Aufführung gesteckt und wurde jetzt für ihre unermüdliche Arbeit belohnt. Die Erleichterung über die gelungene Aufführung konnte man ihr anmerken. So forderte sie die Zuschauer der Uraufführung dazu auf, die Vorstellung ihren Freunden und Bekannten zu empfehlen, falls sie ihnen gefallen habe. Sollte ihnen die Aufführung nicht gefallen haben, so sollen sie diejenigen herschicken, die sie nicht mögen. Doch davon dürfte es im Publikum niemanden gegeben haben.
Denn sowohl die schauspielerische Leistung des Ensembles als auch die witzige Neuinszenierung wurden begeistert aufgenommen. Vor allem die Rolle der Punkerin, die als außenstehende Person das Stück ständig kommentierte, fand großen Anklang. Christian Strunz aus der Klasse 8 c verkörperte die Figur überzeugend und mit voller Hingabe. Mit einem Irokesen-Haarschnitt, grell geschminktem Gesicht, einem großen Totenkopf auf ihrem T-Shirt, der zerfetzten Netzstrumpfhose und ihrer raumfüllenden Stimme verkörperte sie ihre Rolle zu 100 % und ließ die Aula immer wieder erbeben. Dabei waren ihre Monologe oftmals unterhaltsam und führten bei den Zuschauern zu vielen Lachern. Ihre derbe Ausdrucksweise gepaart mit jugendlichem Slang bildete einen krassen Gegensatz zur altertümlichen Sprache der Originalübersetzung von Shakespeares Tragödie. Immer wieder unterbrach sie die Aufführung und kommentierte die Szenen, wobei ihre Kommentare oftmals das Geschehene auf der Bühne genauer erklärten, wodurch man dem Stück sehr gut folgen konnte. Ihr Konterpart hingegen war ruhig und adrett gekleidet und versuchte ihr geduldig zu erklären, was gerade auf der Bühne geschah.
„Christina ist heute richtig aus sich herausgegangen“, so Stefanie Meier, die das Stück inhaltlich behutsam geändert hatte. So verzichtete sie auf die Figur des Grafen Paris. Damit die Aufführung trotzdem funktionierte, ließ sie einige Dialoge und Monologe des Grafen vom Prinzen sprechen. Dieser wurde von Theresa Müller aus der 8. Jahrgangsstufe exzellent verkörpert. Genauso wie die Rolle des Prinzen wurde auch Romeo von einer Schülerin gespielt. Dabei konnte Lea Orlowski aus der 6 c mit ihrer emotionalen Darstellung das Leiden des unglücklichen Liebhabers sehr glaubhaft darstellen. Mit Dynamik und Hingabe zog sie das Publikum in ihren Bann, wobei die Darstellerin der Julia die Zuschauer ebenso verzauberte. Carla Masak aus der 6 a konnte die Hoffnung auf die große Liebe, aber auch die Verzweiflung nach dem Tod Romeos in ihrer Figur zum Leben erwecken. So kam es, dass das Publikum quasi einen Ritt auf der Gefühlsachterbahn erlebte. Da wurde gelacht, als z.B. die Punkerin erstaunt feststellte, dass „es hier ganz schön abgeht“. Mit „Abgehen“ wurden die Küsse zwischen Romeo und Julia überschrieben. Genau diese Küsse erzeugten beim Publikum Mitgefühl und Empathie für die Darsteller, die natürlich wie im Original am Ende ihr Leben ließen.
Neben der tollen schauspielerischen Leistung überzeugte auch die Beleuchtung, die ebenfalls von Schülern übernommen wurde. Musikalisch begleitet wurde „Romeo und Julia“ von Musiklehrerin Andrea Ammann, deren Einspielungen auf dem Klavier die Gefühle der Hauptdarsteller perfekt untermalten. Dazu die authentischen Kostüme, die Meier extra von der Theaterbühne Garmisch-Partenkirchen ausgeliehen hatte. Dort hatte die sie in der Vergangenheit selbst mitgewirkt. Als Zuschauer merkte man, dass Meier für das Theater brennt, denn an wurde es an alles gedacht: der schwarze Vorhang, liebevoll ausgewählte Requisiten und sogar echte Theatermesser und Degen. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Einzig die Perücke für die Punkerin, die war ein Zufall. So hatte Meier in den Monaten zuvor vergeblich nach einer Irokesen-Perücke gesucht. Doch wenige Tage vor der Premiere kamen nahezu zeitgleich drei Schüler auf sie zu, die genau solche eine Perücke zuhause hatten.