Etwas für selbstverständlich ansehen, geschieht vor allem dann, wenn es zur Gewohnheit geworden ist. Zu schnell vergisst man, welche Wertigkeit und welcher Gewinn manch scheinbare „Selbstverständlichkeit“ in sich trägt. So nehmen wir vielleicht auch das große Engagement unsere Schüler als selbstverständlich an, nur weil es – man möchte beinahe sagen – über die Jahre zur festen Institution an unserer Schule geworden ist, dass wir viele unterschiedliche Tutorengruppen anbieten. Unserer neuen Schulleiterin, Frau Meisinger-Schmidt, ist das sofort aufgefallen. Zeugnis genug, unsere Tutoren eben nicht als selbstverständlich anzusehen und Grund genug, um sie zusammenfassend vorzustellen.
Für unsere Jüngsten im Haus gibt es Tutoren aus den 10. Klassen, die die 5. Klässler bereits am ersten Tag in der neuen Schule willkommen heißen. Sie begleiten ihre „Tuttis“ über das ganze erste Jahr hinweg, veranstalten Spiele- und Bastelnachmittage, organisieren Schulhausrallyes, Faschingsfeste oder auch Schulhausübernachtungen. Natürlich steht der Spaß bei diesen gemeinsamen Aktionen im Vordergrund, doch gleichzeitig wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und eine vertraute Bindung zwischen den „Kleinen“ und den „Großen“ geschaffen, die oft als Ansprechpartner wertvolle Dienste leisten.
Des Weiteren sind die „Fang ned o“-Tutoren zu nennen. Diese Schülerinnen und Schüler aus den 9. Klassen kommen in einem präventiven Projekt zum Einsatz. Sie erklären den 6. Klässlern, warum es sich lohnt, erst gar nicht anzufangen. „Fang ned o“ – mit dem Rauchen, dem Alkohol und sonstigen Drogen. Es handelt sich hier um ein klares Suchtpräventionsprogramm.
Von der 5. bis zur 8. Jahrgangsstufe gibt es pro Klasse zwei sogenannte „Willkommenstutoren“. Sie haben die Aufgabe, Mitschüler, die während des Schuljahres neu in ihre Klasse kommen, willkommen zu heißen. Um das Ankommen zu erleichtern, werden den „Neuen“ wichtige Informationen bereitgestellt, die Tutoren stehen für jegliche, schulische Fragen zur Verfügung und begleiten die Schüler in den ersten Tagen in besonderer Weise.
Noch in den Kinderschuhen steckt unser jüngstes Projekt: die „Hand-in-Hand-Tutoren“. Sie treten in diesem Schuljahr erstmalig in Aktion. Es handelt sich um ein kooperatives Projekt mit der Josef-Zerhoch-Grundschule gleich nebenan. Realschüler bringen sich aktiv bei der Betreuung der Grundschüler im offenen Ganztag ein. Den Kindern kann nach Bedarf eine individuelle Einzelbetreuung ermöglicht werden. So unterstützen unsere Realschüler die Kleinen bei den Hausaufgaben, haben Zeit, um in Ruhe gemeinsam Texte zu lesen, zu basteln, ausgiebig an der frischen Luft zu toben oder einfach ein längeres Brettspiel auszuprobieren.
Neben all diesen Tutoren gibt es noch die „Schulmedienscouts“, das Projekt „Schüler-helfen-Schülern“ und die „Schulsanitäter“. Während die Schulmedienscouts ihren Mitschülern einen verantwortungsbewussten Umgang mit Medien vermitteln und sich gerade mit Themen wie Social Media, Rechte am Bild oder auch Cybermobbing auskennen, teilen leistungsstarke Schülerinnen und Schüler ihr Wissen in Form von Nachhilfe bei dem Programm „Schüler-helfen-Schülern“. Einen unschätzbaren Beitrag zur Sicherheit und Gesundheit an unserer Schule leisten die „Schulsanitäter.“ Sie sind oft die ersten, die in Notfällen reagieren, weil sie über das notwendige Fachwissen verfügen. Ihr Einsatz reicht von der Versorgung kleiner Verletzungen bis hin zur Unterstützung in ernsten medizinischen Situationen.
Ankommen, aufgenommen werden, wohlfühlen, Spaß haben, Gemeinschaftsgefühl erleben, Empathie zeigen, Kontakt zu den „Großen“ der Schule, Sozialkompetenz stärken, Teamarbeit, Einsatzbereitschaft beweisen, Verantwortung übernehmen, Werte vermitteln, gemeinsames Lernen und an Herausforderungen wachsen, Zeit investieren, um mit meinem Gegenüber ins Gespräch zu kommen, Meinungen zulassen und diskutieren, aufgeschlossen auf andere zugehen … Diese Liste könnte noch beliebig fortgesetzt werden!
Nun bekommt man einen Eindruck der vielseitigen Einsatzbereitschaft und dem Interesse unserer Schülerinnen und Schüler, was unsere Anerkennung und Wertschätzung erfährt und keinesfalls als selbstverständlich anzusehen ist. Natürlich gilt der Dank auch all den Lehrkräften, die diese Projekte betreuen und die individuellen Tutoren-Schulungen organisieren oder durchführen. Schule kann viel mehr sein als nur Unterricht und Leistung! Dieses außerunterrichtliche Engagement macht unser Schulleben so wertvoll!
Patricia Greinwald